Tag 24: Ruhetag in Diedorf – Vorbereitung auf die letzten 350 km

Das Beitragsbild zeigt einen Panoramablick auf Wanfried. Mit überschreiten der Ortsgrenze sind wir dann in Hessen.

Da unser Ruhetag heute der letzte Tag in den sog. „Neuen Bundesländern“ ist, wollen wir eine Zwischenbilanz über das Durchwandern Berlins, Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Thüringens ziehen. Die Kurzfassung für Lesefaule: Überwiegend positiv. Um den typischen Wanderblogger-Speech zu umgehen, fasst Moni unsere Eindücke zusammen.

Blick aus dem Klofenster unserer Pension auf Diedorf

(Moni) Jeder, der mich kennt, weiß, daß ich keinen funktionierenden Orientierungssinn habe. Ohne Herbert (und meine diversen Notizen über die Streckenabschnitte) wüsste ich kaum, wo ich mich gerade befinde, bzw. befand. Aber ich sehe die Blumen und Käferchen, höre die Vögel singen und genieße die Düfte, spüre den Wind und die Steinchen des Wegs- und meine Knochen am Abend.

Meine Eindrücke heute nach knapp 400 km?

Denke an den wunderbaren Teltowkanal, der uns aus Neukölln heraus wild umwuchert bis zur Glienicker Brücke führte. Und den Potsdamer Forst, in dem ich noch nie war, und an das Gefühl: „Kommen wir jemals aus Berlin raus?“

Die grüne Höhle am Teltowkanal

Doch dann empfängt uns Brandenburg mit Jüterbog und Kloster Zinna- nicht nur wegen der ansprechenden Unterkunft dort einer meiner erklärten Lieblingsorte- so still und romantisch verträumt.

Kirche im Kloster Zinna

Natürlich ganz anders Wittenberg in Sachsen-Anhalt: an jeder Ecke wird Luther touristisch verwertet, mir ist und bleibt der Kerl suspekt. Sachsen-Anhalt das ärmste Bundesland legt seine Wunden bloß: überall Verfall von Industrieanlagen, Häusern, ganzen Ortschaften. Hunderte „Zu verkaufen“- Schilder, niemand wird kaufen. Das stimmt oft traurig, es ist nicht immer klar, ob die Ursache in verfehlter Politik vor oder nach der Wende (oder zu beiden Zeiten) lag/liegt.

Fabrik-Ruine in Sachsen-Anhalt

Die Leute, die wir treffen- WENN uns überhaupt welche (in den scheinbar ausgestorbenen Dörfern) begegnen, wissen ihr Lied von den Zuständen zu singen. Mit Recht. Aber Hilfsbereitschaft wird groß geschrieben, und anfängliches Misstrauen weicht bald entgegenkommender Herzlichkeit.

Seecamping Kelbra: ein Ort zum umgehen markiert die Grenze zu Thüringen.

Blick auf Dingelstädt mit Stadtkirche

Drum herum ist’s wunderschön und der lange „Marsch“ unterhalb des Kyffhäusers entlang entschädigt allemal. Merkwürdige Namen, wie Sundhausen, Bleicherode oder Niederorschel sagen nix aus über die Refugien, in denen wir nächtigen konnten. Immer wieder landen wir in Ferienwohnungen, deren Wirtinnen liebevoll vielfältige, üppige (und große) Gärten pflegen. Toll Pausen in den Schatten uralter Bäume zu finden, einen Tee zu trinken (oder ne kalte Cola) und auszuruhen.

Garten der Pension in Köthen

Wenn sich EIN Spruch auf dieser Tour bewahrheitet, dann ist es „Der Weg ist das Ziel.“ Obwohl wir schon so weit gekommen sind, bin ich doch immer wieder erstaunt darüber, wie langsam das geht- wandern quer durch Deutschland. Entschleunigte Fortbewegung- ist man/frau einfach nicht mehr gewöhnt. Herbert meinte: „Postkutschentempo“. Wohl wahr. Hat den großen Vorteil den Augenblick mit allen Sinnen wahrzunehmen.

(Unsre Ruhetage könnten aber gerne ein paar Augenblicke länger dauern😉)

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