Tag 33: Heute nicht mein Tag. Gerne morgen wieder.

Heute war es nicht mein Tag. Deshalb nur ein paar Fotos von Alsfeld. Moni schreibt weiter unten über unse heutiges Domizil, die Jugendherberge in Wetzlar. Bis morgen 🙄.

Moni zu unserer Unterkunft in der JuHe Wetzlar

Auch eine Unterkunft.
Noch heute morgen haben wir darüber gesprochen, daß wir mit unsren Unterkünften noch keinen wirklichen Reinfall hatten. (Kelbra ausgenommen)
Die Juhe Wetzlar ist nun unsre 26. Unterkunft und zeichnet sich durch ein ausgesprochen scheußliches Ganzes aus. Der freundliche junge Mann an der Rezeption meinte auf meine Bitte ein Zimmer ohne Stockbetten zur Verfügung zu stellen, daß nur die Juhe in Rheinland-Pfalz diesbezüglich „over the top“ wären. (Stimmt nicht!) Wir bekamen also ein 4-Bett-Zimmer- mit ZWEI Stockbetten. Mit unsrer Körpergröße ist aber ein Sitzen auf der Stock-Bettkante leider nicht möglich. (Ihr seht, wie wir dieses Problem für heute Nacht gelöst haben. 😉)
Ich will mich hier nicht weiter auslassen über die ungastliche, unlustige Atmosphäre, wo außer Corona- Warnhinweisen nix is. Keine anderen Gäste, keine halbwegs nette Möglichkeit irgendwo außerhalb des „Schlüffchens“- Zimmer genannt- zu sitzen, keine Spielmöglichkeiten, kein Service, und natürlich kein wlan. Das ganze Geld ist vermutlich in die elektronische Türverriegelung gegangen, die auch nicht wirklich störungsfrei funktioniert. 🙄
Bedenkt man in welch süßen und gut ausgestatteten Zimmern, die sich durchaus auch Monteure leisten können, nächtigten, so ist diese Herberge mit einem Übernachtungspreis von über 80 Euro eine Frechheit.
Keine Empfehlung und hiermit deutlicher Warnhinweis- auch ohne Corona!

Jugendherberge in Wetzlar

Unser Zimmer

Tag 32: Knüllwald und das Gebiet um den Vogelsberg

Heute völlig platt von den 26 km nach Alsfeld. Deshalb von mir (H.) heute keinen Text, nur unsere Fotos vom Knüllwald und dem Vogelsbergkreis. Vlt. schreibt Moni noch etwas, das wird dann als Update gepostet.

Von Alsfeld, einem – nach dem ersten Eindruck – hübschen Fachwerkstädtchen, berichten wir morgen.

Die Aumühle, unsere Unterkunft letzte Nacht

Kirche in Oberaula

Auf dem Weg zum Knüllwald

Auenlandschaft an der Aula

Immer wieder Wahnsinns-Fernblicke

Weide unterhalb des Knüllkopfes

Blick über das Gebiet des Vogelsberges

Kirche in Oberode

Eingebettet in die hügelige Landschaft immer wieder kleine Dörfchen

Ein Traum in Violett und Weiß: Büschelblumen und Buchweizen

Allerorten zu finden: Geschlagenes, auf Palettenlänge geschnittenes Nadelholz. Vermutlich vom Borkenkäfer befallen.

Stillleben mit Spaltholz

Und immer wieder: Kaum begehbare kartierte Feldwege…

Tag 31: Zufällig Oberaula gefunden 😉

Das war nicht geplant! 27 km sollte die heutige Etappe nicht lang werden. Und auch 728 Höhenmeter waren nicht zu erwarten. Zum wiederholten Mal stellt es sich für mich so dar, das die Karten von OpenStreetMap, die den kostenlos-Versionen verschiedener Routenplanungsprogramme zugrunde liegen, für die Planung einer Sreckenwanderung in unbekannten Gebieten unbrauchbar sind.

Wege, die auf den Karten als Forstwege eingezeichnet sind und auch – z. B. von „outdooractive“ als Wege geroutet werden, entpuppen sich als völlig unbegehbar, oder existieren im schlimmsten Fall nicht (mehr). So sind Moni und ich heute kilometerweit durch dichtes Unterholz gelaufen und mussten uns den Weg nach Oberaula mühsam am Smartphon zusammenschustern.

Da uns das nun schon mehrmals passierte, sind wir inzwischen froh, Markierungen örtlicher Wanderwege zu finden, denen wir dann eher vertrauen als unserem „Viewranger“, mit dessen Navigationsqualitäten ich bisher eigentlich sehr zufrieden war.

Ich werde jetzt mal Kartenmaterial dazukaufen und dessen Qualität testen.

Bei bedeckten Himmel um 5 Uhr 30 los

Blick auf Heemes, unweit von Bad Hersfeld

Untergeis am Geisbach

Das Dörfchen Obergeis. Hier beginnt ein 8km langer Aufstieg auf 548 m

Aufstieg auf den Eisenberg. Das sollte sich wegen ungenauer OpenStreetMap-Karten als sehr schwierig erweisen und Umwege und Höhenmeter bringen.

Heuwenden vor Oberaula

Blick ins Tal. Noch ca. 7 km vor uns

Unser letzter Rastplatz

Blick auf und über Oberaula hinweg

Tag 30: Abhängen auf „Hof Wehneberg“ mit Ausflug nach Bad Hersfeld Stadt

Die Ruhetage auf Hof Wehneberg (lest weiter unten, was Moni darüber schreibt) sind nur unterbrochen durch einen kurzen Ausflug ins Stadtgebiet, um unsere Vorräte aufzufüllen und Proviant für die anstrengende Tour am Sonntag (Oberaula, 24 km, 600 Höhenmeter) zu horten.

Bad Hersfeld erschien uns gesichtslos, die City uniform wie beliebige andere Städte: Shoppingcenter, Nippeslädchen, Banken und fertig. Nach Motiven für charakteristische Fotos mussten wir suchen. Ein paar haben wir gefunden.

Das Rathaus Bad Hersfeld ist seit dem 14. Jahrhundert Sitz der Stadtverwaltung von Bad Hersfeld.

Keine Verzerrung! Das Haus ist so schief…

Der Klaus-Turm. Teil der ehemaligen Stadbefestigung, in der Vergangenheit auch als Gefängnis genutzt.

Der schönste Platz in Bad Hersfeld: Vor unserer Pension „Gästehaus Otto“ auf „Hof Wehneberg“

Moni über Hof Wehneberg
In unsrer informellen Liste der allerschönsten Unterkünfte gibts ein neues highlight: den Wehneberghof.

120 m über Bad Hersfeld und direkt am Stadtwald gelegen liegt ein ehemaliger Gutshof, die einzelnen Gebäude etwas verstreut und doch beisammen. Ein Reiterhof, eine Tierarztpraxis, Stallungen, Gärten und Häuser durch Kopfsteinpflaster verbunden, ein Hotel (geschlossen) und ein Gasthaus (ebenfalls geschlossen) bilden heute zusammen mit unsrer Unterkunft „Am Wehneberg 7“ ein pittoresques, gut erhaltenes und gepflegtes Ensemble. (Für Trierer: eine leise Erinnerung an Mariahof kommt auf)

Unsere Ferienwohnung liegt ebenerdig (welche Wohltat nach all dem Gekraxsel) mit Blick auf die Gärten und Fachwerkhäuser, die ortsansässigen Katzen und die wandernden Wolken.

Sehr manchmal fährt ein Auto vorbei, ansonsten is Ruhe mit Vogelgezwitscher untermalt.

(PS ich erkläre hiermit die Amsel zu meinem Lieblingsvogel 2020: Soviele verschiedenartige, witzige und unermüdliche Gesänge bietet doch sonst kein Vogel, oder?)

Aber nun zu unsrer Gastgeberin Frau Marga Otto:
Sie gibt durch ihre aufmerksame und fürsorgliche Gestaltung des Hauses dem Janzen den letzten Schliff. Alles da, was man/frau so zum rumwurschteln braucht und dabei nicht mit unnötigem Nippes überfrachtet, da lässt es sich bestens zurücklehnen.

Extrawürstchen vegetarischer Art werden z. B. mit vorzüglicher, selbstgemachter Marmelade erfüllt. Und es bleibt nicht bei diesem einen Extrawürstchen: Frau Otto hört, wie wir nach einem Waschsalon in Bad Hersfeld forschen- sie weiß es gibt keinen. Sofort bietet sie an eine Ladung zu waschen und lässt es sich nicht nehmen diese auch selbst draußen aufzuhängen. Als ich die Wäsche später abhängen will, liegt sie schon duftend und ordentlich gefaltet im Wäschekorb vor der Tür.

Später am Abend kommt Frau Otto noch für ein kleines Schwätzchen zu uns vor die Tür und glänzt mit hervorragenden Ortskenntnissen der näheren und weiteren Umgebung. Ihre Tipps würden wir ja gerne annehmen, aber noch sind wir zu faul für Ausflüge
und im Gedanken an die nächste Strecke geben wir ihre „sachdienlichen Hinweise“ bei Bedarf gerne an Euch weiter.

Kaffeetrinken auf der Gartenterasse

Tag 28: Heute feiern wir uns – 500 km und damit 2/3 der Tour sind geschafft!

Auf der heutigen Etappe über 21,8 km von Rotenburg an der Fulda nach Bad Hersfeld erreichten wir gleich zwei „Höchstleistungen“: Noch nie waren wir auf einer gemeinsamen Wanderung an einem Tag 785 Höhenmeter gegangen und noch nie hatten wir auf einer Etappen-Strecken-Wanderung 500 Strecken-Kilometer zurückgelegt.

Die 500 Km-Marke haben wir am 28. Tag unserer Tour von Berlin in die Vulkaneifel heute geknackt und damit 2/3 der Tour geschafft. Untergebracht auf dem Hof Wehneberg in Bad Hersfeld werden wir uns feiern und zur Belohnung zwei Ruhetage einlegen, d. h. wir schlafen seit unserem Aufbruch das erste Mal drei Nächte im selben Bett!

Lest weiter unten, was Moni über den heutigen Tag denkt.

Aufbruch in Rotenburg um 5.30 Uhr

Über die Fulda auf den Hessenwanderweg 3 „Ars Natura“

Der erste harte Aufstieg ist geschafft. Blick zurück ins Tal.

Die Steiheit des Aufstiegs zur 455 m „Hohen Buche“ ist nur unvollkommen wieder gegeben. Aber glaubt uns, es war heftig.

Kurz vor der „Hohen Buche“: Die 500 km sind erreicht!! Wir sind stolz!!

(Moni) Tage, wie dieser
machen einfach glücklich-und ja, auch müde. 😉
Von Anfang an „fluppte es“ heute. Früh gingen wir los, in ruhiger Morgenstimmung einen Cafe an der Tanke ordern- der rischtisch lecker war.

Dann gleich bergauf (is mir viiiel lieber, als gegen Ende einer Tour) und da lag sie auch schon hinter uns-die erste Herausforderung.

Und es wurde immer besser:
Es gab erfrischenden Gegenwind nach jedem der (zugegeben harten) Aufstiege. Es gab Schatten, wenn wir ihn brauchten und Sonne, wenn uns kühl wurde. Wir hatten genug Tee für die Pausen und als das Wasser knapp wurde, bekamen wir welches spendiert. Wir wanderten durch sooo schöne Landschaften und der Fingerhut in allen Farben und Größen stand uns Spalier. Wir gingen schweigend-meist bergauf, alberten beim „Strecke machen“ und küssten uns… immer wieder. Fast über die ganzen 21 km hatten wir wunderbaren Waldboden und Herbert machte mich rechtzeitig auf die Mistkäfer aufmerksam, damit sie nicht zertreten wurden, und weiter in Ruhe ihren Weg krabbeln konnten. Schmetterlinge tanzten, Vögelchen sangen-und warnten auch schon mal kreischend vor uns. Es gab kleine Teiche am Wegrand, voll mit Entengrütze und sogar ein flüchtendes Reh konnten wir erspähen. Der Rucksack nervte nicht, die Stunden vergingen erstaunlich schnell und gerade als wir in unsrer Unterkunft ankamen, fings an zu regnen.
Es war einfach ein besonders schöner Tag. Punkt.

Kleiner Waldsee

Auf dem Weg nach Tann

„Ars Natura“ Titel: „Massen von Hasen in Farben mit Maßen“ Kunst eben 😉

Die Fahrradkirche in Tann

Wir verlassen Tann. Herbert als Nachzügler am Ortsrand

Oberhalb von Tann

Blick zurück auf Tann

Der Weg hätte auch Fingerhutweg heißen können

Angekommen auf dem Hof Wehneberg. Blick aus unserer Unterkunft. Der Hof liegt vor Bad Hersfeld. Die Stadt sehen wir uns morgen an.

Tag 27: Aus gutem Grund – Heute eine Planänderung

Eigentlich wollten wir heute Nacht unsere erste „Draußen-Übernachtung“ genießen. Unser Tourplan sah einen Aufstieg auf den 549 m hohen Ahlheimer vor. Wir wollten in Gipfelnähe in der Ahlheimer Hütte übernachten. Die Wetterprognose machte uns einen Strich durch die Rechnung: Für den Abend und die Nacht sind schwere Gewitter angekündigt.

Also kurzfristig unterhalb des Ahlheimer in Rotenburg an der Fulda ein Zimmer gebucht und mit dem Bus von Wichmanshausen nach Rotenburg gefahren. Gewandert wird heute nur durch Rotenburg 😉.

Tag 26: Durch den Schlierbachswald nach Ringgau

Das hatten wir uns einfacher vorgestellt. Aus den geplanten 18 km von Eschwege nach Ringgau wurden dann doch 22,5 km mit über 600 Höhenmetern. Aber das war noch nicht alles. Lest weiter hinten, was Moni dazu schreibt…

In diesem Ambiente übernachteten wir in der letzten Nacht

vis-à-vis vom Nikolai-Turm am Nikolaiplatz

Zunächst über die Höhen oberhalb des Schlierbachswald

Dann tauchten wir in diesen ein….

Moni über den Sturm im Schlierbachswald
Es weht und weht und weht immer stärker.
Schon von Weitem hören wir das Rauschen, wie es sich aufplustert, und seine Drohkulisse immer näher in die Buchen und Eichen treibt.
Die Bäume ächzen. Große Zweige biegen sich in alle Himmelsrichtungen, beugen sich runter auf unseren Weg.
Wir sind mitten im Sturm auf unsrem Weg nach Ringgau, mitten im Wald, und uns wird mulmig. Kleine und größere Äste brechen, stürzen auf die Unteren, landen auf dem Waldboden. Besser nicht nach oben schauen, was da kommen könnte. Lieber schnell weiter und durch. Einzelne Böen zerreißen unsre Worte. Es gibt keine Stille mehr, nur noch ab- und anschwellendes Brausen.
Plötzlich ein erbärmliches Fiepen und gleich danach ein Flattern, ein dumpfes Schlagen. Wir bleiben beide erschrocken stehen. Ganz nah, doch im Unterholz verborgen, spielt sich offensichtlich das Drama der natürlichen Auslese ab. Noch einmal hören wir den kleinen Schrei, wieder gefolgt vom dunklen Klopfen. Dann ist’s vorbei. Mit welcher Kreatur auch immer.
Wir beide Kreaturen aber sehen nun zu, daß wir schleunigst aus diesem „Splatter-Wald“ kommen.

Hier hat es jemanden aus den Schlappen gehauen

Blick auf Ringgau-Datterode

Evangelische Kirche

Im Ort

Tag 25: Ankunft in Hessen – Durch‘ s Werratal nach Eschwege

Mit den heutigen 23,1 km haben wir die neuen Bundesländer ninter uns gebracht und mit Hessen das fünfte Bundesland erwandert. Hessen empfing uns im freundlichen Fachwerk-Städtchen Wanfried und einem Gewitter-Platzregen, der uns im freien Feld erwischte und uns ordentlich wusch. Entlang der Werra erreichten wir Eschwege und kamen in einer urigen Ferienwohnung in der Altstadt unter.

Auf nach Hessen…

Abstieg in den Feengrund vor Wanfried

Wasserfall im Feengrund (Sollzustand)

In Wanfried, dessen östliche Ortsgrenze an Thüringen grenzt

Evangeliche Kirche in Wanfried

Unser Rastplatz an der Kirche

Historischer Hafen Wanfried

Im Werratal vor Eschwege

Werrasee in Eschwege

Theophanu. Kaiserin an der Seite von Otto II, Deutsch-Römischer Kaiser Ende des 10. Jahrhunderts. Statue vor der Marktkirche in Eschwege

Ein Lesetipp dazu: Gabrielle Alioth: «Die Braut aus Byzanz». München: Nagel & Kimche, 2008

Auf besonderen Wunsch von Moni – und gegen meinen vergeblichen Widerstand – als Reminiszenz an Hessen:

Tag 24: Ruhetag in Diedorf – Vorbereitung auf die letzten 350 km

Das Beitragsbild zeigt einen Panoramablick auf Wanfried. Mit überschreiten der Ortsgrenze sind wir dann in Hessen.

Da unser Ruhetag heute der letzte Tag in den sog. „Neuen Bundesländern“ ist, wollen wir eine Zwischenbilanz über das Durchwandern Berlins, Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Thüringens ziehen. Die Kurzfassung für Lesefaule: Überwiegend positiv. Um den typischen Wanderblogger-Speech zu umgehen, fasst Moni unsere Eindücke zusammen.

Blick aus dem Klofenster unserer Pension auf Diedorf

(Moni) Jeder, der mich kennt, weiß, daß ich keinen funktionierenden Orientierungssinn habe. Ohne Herbert (und meine diversen Notizen über die Streckenabschnitte) wüsste ich kaum, wo ich mich gerade befinde, bzw. befand. Aber ich sehe die Blumen und Käferchen, höre die Vögel singen und genieße die Düfte, spüre den Wind und die Steinchen des Wegs- und meine Knochen am Abend.

Meine Eindrücke heute nach knapp 400 km?

Denke an den wunderbaren Teltowkanal, der uns aus Neukölln heraus wild umwuchert bis zur Glienicker Brücke führte. Und den Potsdamer Forst, in dem ich noch nie war, und an das Gefühl: „Kommen wir jemals aus Berlin raus?“

Die grüne Höhle am Teltowkanal

Doch dann empfängt uns Brandenburg mit Jüterbog und Kloster Zinna- nicht nur wegen der ansprechenden Unterkunft dort einer meiner erklärten Lieblingsorte- so still und romantisch verträumt.

Kirche im Kloster Zinna

Natürlich ganz anders Wittenberg in Sachsen-Anhalt: an jeder Ecke wird Luther touristisch verwertet, mir ist und bleibt der Kerl suspekt. Sachsen-Anhalt das ärmste Bundesland legt seine Wunden bloß: überall Verfall von Industrieanlagen, Häusern, ganzen Ortschaften. Hunderte „Zu verkaufen“- Schilder, niemand wird kaufen. Das stimmt oft traurig, es ist nicht immer klar, ob die Ursache in verfehlter Politik vor oder nach der Wende (oder zu beiden Zeiten) lag/liegt.

Fabrik-Ruine in Sachsen-Anhalt

Die Leute, die wir treffen- WENN uns überhaupt welche (in den scheinbar ausgestorbenen Dörfern) begegnen, wissen ihr Lied von den Zuständen zu singen. Mit Recht. Aber Hilfsbereitschaft wird groß geschrieben, und anfängliches Misstrauen weicht bald entgegenkommender Herzlichkeit.

Seecamping Kelbra: ein Ort zum umgehen markiert die Grenze zu Thüringen.

Blick auf Dingelstädt mit Stadtkirche

Drum herum ist’s wunderschön und der lange „Marsch“ unterhalb des Kyffhäusers entlang entschädigt allemal. Merkwürdige Namen, wie Sundhausen, Bleicherode oder Niederorschel sagen nix aus über die Refugien, in denen wir nächtigen konnten. Immer wieder landen wir in Ferienwohnungen, deren Wirtinnen liebevoll vielfältige, üppige (und große) Gärten pflegen. Toll Pausen in den Schatten uralter Bäume zu finden, einen Tee zu trinken (oder ne kalte Cola) und auszuruhen.

Garten der Pension in Köthen

Wenn sich EIN Spruch auf dieser Tour bewahrheitet, dann ist es „Der Weg ist das Ziel.“ Obwohl wir schon so weit gekommen sind, bin ich doch immer wieder erstaunt darüber, wie langsam das geht- wandern quer durch Deutschland. Entschleunigte Fortbewegung- ist man/frau einfach nicht mehr gewöhnt. Herbert meinte: „Postkutschentempo“. Wohl wahr. Hat den großen Vorteil den Augenblick mit allen Sinnen wahrzunehmen.

(Unsre Ruhetage könnten aber gerne ein paar Augenblicke länger dauern😉)